DIE FOTOGRAFIE

ALS UNTERSTÜTZUNG AUF MEINEM RECOVERY-WEG

  • Den eigenen Weg (wieder)finden

  • Achtsamkeit

  • Psychisches Wohlbefinden

  • Genesung

Achtsam sein und genießen

  • Sehen

  • Fühlen

  • Hören

  • Riechen

Achtsamkeit ist eine wunderbare Sache und findet auch bei der Fotografie eine besondere Wertschätzung für mich.

Sehen

Sicher, ich muss ein Motiv sehen, um es zu fotografieren. Das fotografische Sehen ist jedoch ein anderes Sehen, ein bewusstes Hinschauen. Kleinste Tiere durch ein Makroobjektiv betrachtet wirken ganz anders, als wenn ich „einfach nur hinschaue“, der Fokus liegt eben nur auf dem Bildausschnitt, den ich dann durch das Okular der Kamera sehe, nichts drumherum lenkt ab. Ich liege auch mal flach auf dem Boden, oder begebe mich in die Froschperspektive um ein Motiv zu entdecken, aus dem Stand heraus würde sich mir manches entgehen. Fotografie kann auch eine Entdeckungsreise sein.

Fühlen

Es gibt dabei für mich zwei Arten von Fühlen. Auf der einen Seite fühle ich gerne, wie sich ein Blatt, eine Blüte oder eine Baumrinde anfühlt. Das andere Fühlen ist, dass ich darauf achte, wie ich mich selbst bei einem Fotospaziergang fühle. Überfordert mich das gerade, weil etwas in meiner Umgebung nicht passt?

  • Zu viele Menschen

  • Unangenehme Lautstärke oder Geräusche

  • Unangenehme Gerüche

  • Eine Belastungserprobung wird zuviel

Hören

Zwischendurch auch einfach mal auf eine Bank, Rasen oder an einen Bach setzen, lauschen, was umgibt mich gerade, ein röhrender Hirsch, ein Vogel mit einer ganz besondern „Stimme“, eine Maus, die unter dem Laub umherkriecht. Mit geschlossenen Augen höre ich anders.

Riechen

Besonders im Frühjahr, wenn alles blüht, ich muss nicht alles fotografieren, auf jeden Fall tut es mir gut, einfach mal an einer Blüte zu riechen, den Duft durch die Nase ziehen lassen.

Die Fotografie: Eine Ressource als Recoverywerkzeug

Wenn der Computer abstürzt, nichts mehr geht, dann gibt es eine sogenannte „Recovery-CD“, eine Art Werkzeug, mit der dann das System wiederhergestellt werden kann, der Computer läuft wieder.

Wiederherstellen, zurückfinden zu Etwas, was mir Freude bereitet, ich habe dafür zwar keine CD, aber es gibt andere Ressourcen für mich, unter anderem ist das die Fotografie. Selbst wenn ich damit nicht unbedingt meinen ursprünglichen Zustand wiederherstellen kann, es ist auf jeden Fall ein entscheidender Bestandteil um nicht ständig ins Grübeln zu kommen, oder nur in meinen Körper hineinzuhorchen. Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin finde ich Ruhe, Ablenkung und Entspannung. Auch das Erleben der Natur ist eine wundervolle und wichtige Ressource, und in Verbindung mit der Fotografie perfekt für mich. Käfer, Libellen … Kleinstlebewesen, Landschaften, das sind meine liebsten Motive. Nie zuvor habe ich meine Umgebung so im Detail wahrgenommen. Und wenn ich dann mal kein Foto gemacht haben sollte, mittlerweile ist das für mich nicht mehr zwingend nötig, zumindest habe ich mich dann bewegt, die Düfte der Natur gerochen, mich an dem Gesang der Vögel erfreut, warum sollte ich mich noch unter Druck setzen, denn ich weiß, dass mir das nicht gut tut. Damals hätte ich nicht wirklich vermutet, dass ich mich und meine Gefühle mit der Fotografie so gut ausdrucken können werde.

Leuchtende Farben, Motive, die uns Wärme und Zufriedenheit vermitteln, mit denen wir Schönheit und Freude verbinden. So wie es auch mit den Jahreszeiten ist, mögen wir doch eigentlich eher die Farben im Herbst, Frühling und Sommer.

Ein Mensch im Wald, nicht klar, verschwommen, suchend, verirrte Gedanken, verwirrt, so würde ich meine Gefühle beschreiben, als dieses Foto entstanden ist.

 „Schwarzweiss ist Farbe genug“, so wie bei diesem Foto.

Den Blick gezielt auf ein Element im Bild lenken, keine Farben lenken hier ab. Wer legt denn fest, ob ein Foto schön ist oder nicht? Bei meinen Fotos entscheide ich selbst, so soll es ja auch sein, denn niemand fühlt beim Betrachten unbedingt das, was ich empfinde, wenn ich ein Motiv fotografiere. Ein „melancholisches Bad“ muss ja nicht unbedingt negativ sein, im Gegenteil, mir tut es oft gut, ich setze mich mit mir selbst und meinen Gedanken auseinander, ich reflektiere mich, und das kann ich sehr gut.

„Aber ich dachte, die Fotografie sei eine Ablenkung für dich?“

Ja, so ist das auch, ich habe eine kreative Phase in der ich mich mit meiner Verfassung gedanklich auseinandersetze, das ist zumindest für mich etwas völlig anderes, ich liege ja nicht im Bett und lasse meine Gedanken weinend vorüberziehen. Gehst du noch heute noch mit nach unten gesengtem Kopf spazieren? Ich schon lange nicht mehr, ich möchte wieder etwas sehen, bewusst wahrnehmen, fühlen, riechen und hören. Mit der Fotografie habe ich eine tolle Ressource für mich und meine psychische Erkrankung finden können. Jeder Mensch hat Ressourcen, es gilt nur, diese (wieder) zu entdecken. Dabei ist es nicht wichtig, ob ich diese selbst finde, durch einen Therapeuten, Freunde oder einen Genesungsbegleiter.

Eine Recoveryreise ist auch immer eine Entdeckungsreise, für mich ist das immer wieder spannend!